Die Staatsanwaltschaft hat mir geschrieben, dass sie aus Mangel an Beweisen den Fall der verschwunden Igel niederlegen werde.
Die Enttäuschung darüber sitzt natürlich tief. Doch ich frage mich immer wieder, warum ich nicht loslassen kann. Jeder in meinem Umfeld rät mir, doch die Sache endlich auf sich beruhen zu lassen. Zum Teil haben die Menschen kein Interesse mehr, mir zuzuhören.
Also, was ist los mit mir? Bin ich verkehrt oder sind es die anderen? Warum hänge ich in diesem Verbrechen fest und finde zu keinem Ende? Hat man mich mit dem Igelverschwinden persönlich angegriffen?
Ja, man hat mich, indem man ganz gezielt die Igel hat verschwinden lassen, mich persönlich angegriffen. Diese Frage kann ich mit JA beantworten. Sie erinnern sich? Meine Nachbarn wussten, dass ich die Tiere versorgte und sie suchten einen Weg, mich anzuzeigen. Tierschutz ist kein Verbrechen, Tiermord schon. Ich habe sehr viel Zeit, Geld, Gefühle, Zukunftsvisionen in die Tiere investiert und aus dieser Sicht entstand mir ein enormer Schaden.
Persönliche Zeit habe ich ihnen gewidmet, indem ich ihnen die Tröge und Fressstellen säuberte, das Fressen beschaffte und ihnen zubereitete, mir sinnvoll Gedanken über ihre Unterstützung machte, sie beobachtete, bei ihnen an den Fressstellen saß, sie mich akzeptierten. Ja, ab der Dämmerung begab ich mich nach draußen, jeden Tag, und kann berichten, wie intelligent Igel sind, wie großartig diese Art ist. Ich war dabei, als ein Männchen einen Käfer jagte, ein fantastisches Schauspiel. Ich habe jeden einzelnen Charakter kennen gelernt und denke, es gibt nicht viele Menschen, die so viel Zeit so intensiv mit den Tieren verbrachten wie ich.
Es war enorm teuer, sie in so großer Zahl so lange zu unterstützen, da sie von mir ein sehr hochwertiges Futter bekamen, aber sie waren es allemal wert. Von ihnen, und hier kann ich von MEINEN FREUNDEN sprechen, habe ich viel neues gelernt.
Und ja, man sollte sein Herz nicht an ein Wildtier verschenken, eine alte Weisheit, die der Volksmund kennt, doch ist es passiert. Ich habe die kleinen Kerlchen geliebt, wie ich jeden außermenschlichen Erdenbewohner liebe. Sie zu verlieren, war enorm schmerzhaft.
Sie sehen, mir wurde ein großer persönlicher Schaden durch diese hirnkranke Aktion zugefügt. Aber dass mir Schaden zugefügt wurde, ist nur ein Teil der Wahrheit.
Was mich wirklich an den Fall bindet, ist die Tatsache, dass man in dieser Tiertragödie nicht reagiert hat. Man hat mich im Stich gelassen, sei es von Behördenseite her, sei es von Personen, die sich den Tierschutz auf die Fahnen geschrieben haben. Die Ignoranz lässt mich nicht los. Die Sicht der Menschen, das außermenschliche Leben als minderwertig zu beurteilen, bindet den Fall an mich.
Wer gibt dem Menschen das Recht zu entscheiden, ob ein Tier stört, ob es beseitigt werden soll? Ist es nicht eher umgekehrt, dass der Mensch der Störenfried ist, aber das bessere Gift und die besseren Waffen besitzt?
Ich denke an Sting, ich erkenne in diesen Tagen, dass der Mensch keine Ruhe gibt, bis er alles, was lebendig ist, vernichtet hat.
Noch etwas am Rande, das mich aber dennoch sprachlos machte, weil ich es von jemandem gefragt wurde, den ich sehr schätze. Ich wurde gefragt, ob ich keine Angst hätte, als hysterische Frau abgestempelt zu werden, weil ich so für die Igel kämpfen würde. Mir fällt keine Antwort ein außer der Gegenfrage, ob denn Schweigen besser ist als sich für etwas ungerechtes, vielleicht sogar verbotenes einzusetzen? Vielleicht möchten Sie sich einmal Gedanken dazu machen und mir schreiben? Es wäre toll für mich, eine zweite Meinung zu lesen.
Doch in mir reift nun das weitere Vorgehen. Ich stelle unsere Politiker auf den Prüfstand.
Schauen wir, was dabei herauskommt.