Ich habe ein neues Krafttier, den Igel. Er trat in mein Leben, vielmehr, er schlich sich in mein Leben ein, als ich Anfang November in der Dunkelheit auf meinem Balkon saß, an meinem Feierabendkaffee nippte und die klare kalte Luft genoss. Ein plötzliches Bremsen eines Autos direkt vor mir riss mich aus meinen Träumen und Gedanken, die ich mir über Gott und die Welt machte. Ich blickte aus meiner Versenkung auf zur erschrockenen Autofahrerin, dann auf die Straße, und sah einen kleinen Igel vor dem Auto sitzen. Ich sprang auf, rannte nach draußen, schnappte mir den kleinen Kerl, setzte ihn bei mir in der Wohnung auf die Waage. Knappe 500 g hatte der Stachelgeselle. Weil ich unsicher war, ob ihm das Gewicht für den Winterschlaf reichte, telefonierte ich mit einer Tierklinik. Die versicherten mir, dass das Gewicht an der Grenze sei, er das aber schaffen könnte. Doch wenn ich wollte, sollte ich ihm ein Schälchen Igelfutter im Freien aufstellen, damit er sich noch ein bisschen mehr Speck anfressen könnte. Was mir die Tierklinik verschwieg: Im Freien aufgestelltes Futter lockt weitere Igel an. Aus einem Speckanfresserchen wurden 20.
Nachtrag Februar 2020: Sobald es dunkel war, wuselte es in meinem Garten. Die Kleinen, aber auch etwas ältere Igel, warteten darauf, bis ich ihnen die Näpfchen vor ihre kleinen Schnauzen stellte. Von Woche zu Woche nahm ihre Zahl ab, es wurden weniger, sie verabschiedeten sich wohl in ihren Winterschlaf. Einen festen Esser hatte ich bis Mitte Januar. Er kam Ende November mit einem Gewicht von knapp 300 g. Im ständigen Kontakt mit der Igelnothilfe fütterte ich den Kleinen durch den Dezember. Man konnte die Uhr nach ihm stellen. Er wurde größer, schwerer. Auch jetzt, Mitte Februar habe ich noch Igel. Sie schlafen nicht alle durch, und kommen ab und zu für ein paar Tage zum Fressen, um sich dann wieder auf die faule Haut (das Stachelkleid) zu legen.
Für mich war dieses Ereignis ein ganz besonderes. Ich liebe Igel, seit meiner Kindheit. Ich habe mich intensiv in das Igelleben und die Bedürfnisse der kleinen Kerlchen eingelesen, und ich bin auf dessen Bedeutung in der Mystik aufmerksam geworden. Darin heißt es: Der Igel symbolisiert mit seinen aufgerichteten Stacheln die Strahlen der
Sonne. Wenn ein Igel in Ihr Leben eintritt, ist das oft eine Mahnung, dass Sie sich nicht mehr verstecken und sich nicht mehr so defensiv verhalten sollen. Außerdem dürfen Sie ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Das Erscheinungsbild des Igels mahnt Sie, sich treu zu sein, unabhängig davon, was andere sagen. Er selbst ruft Sie auf, sich anderen gegenüber zu öffnen und erinnert Sie daran, das Leben mehr zu genießen, unabhängig von Ihren aktuellen Lebensumständen. Ein Igel lehrt Sie, die Dinge nicht ganz so persönlich zu nehmen. Er erinnert Sie daran, fest auf dem Boden zu stehen und nie das Bedürfnis zu haben, sich zu verstecken.
Wäre es nicht schön, wenn auch Sie ein solches Krafttier haben könnten?