Urlaub zu hause, ein Selbstversuch

Dieses Jahr hatte ich beschlossen, nicht in Urlaub zu fahren. Vielleicht hört sich ein solches Vorhaben leicht an, denn es spricht alles dafür, dass man, wenn man es richtig macht, eine Menge Geld spart, außerdem der Umwelt nicht schadet, weil man in

seinem eigenen Bett schläft. Doch es kommen auch nagende Zweifel, ob man alles richtig macht mit dieser Entscheidung, die einen einsam werden lässt, wenn man

seinen Kollegen zuhört, die tonnenweise Urlaubsberichte abliefern.

 

Ich nahm mir für diesen Urlaub ganz fest vor, mich jeden Tag auf etwas einzulassen, dass ich mir seit Jahren vorgenommen, aber nie umgesetzt hatte.

 

So begann mein Einstieg in meinen Urlaub mit einem Besuch im Zoo. Vor einem Jahr war ich das letzte Mal dort gewesen, wollte eigentlich auch in der kalten Jahreszeit die Tiere besuchen, kam aber nicht dazu, weil ich meine Prioritäten anders gelegt hatte. Nun war die Zeit dafür und ich genoss den Tag in vollen Zügen. 

 

Die Tage darauf traf ich mich mit Freunden, die ich exakt ein Jahr nicht gesehen hatte. Ich schaute mir Denkmäler in der näheren Umgebung an, die ich schon immer sehen wollte, aber nie die Zeit gefunden hatte, und ich betreute meine kranke Maus Calma, die leider, als ich wieder arbeitete, starb. Ich strickte mir eine Jacke und ich las. Zwei ganz dicke Bücher, die ich mir parat gelegt hatte. Zum einen war es Sol Stein: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt, zum anderen war es Joyce Carol Oats: Die Verfluchten.

 

Außerdem hatte ich ein Kaffee in mein Herz geschlossen, das mit einem herrlichen Biergarten ausgestattet war und überdurchschnittlich guten Kuchen hatte. So oft es ging, saß ich dort, Bücher schmökernd. Wann immer das Wetter nicht zu unerträglich heiß war, machte ich lange Spaziergänge im Wald.

 

Am Ende meines Urlaubs fühlte ich mich absolut befriedigt, eine Befriedigung, wie ich sie nur in Schottland und Irland verspürt hatte. Ich ging geistig meine Stationen noch einmal durch. Ich stellte fest, dass ich alles richtig gemacht hatte. Mein Selbstversuch war ein totaler Erfolg gewesen.

 

Wieder in der Firma fragten mich meine Kollegen, wie mein Urlaub gewesen war, was ich gemacht hatte. Voller Zufriedenheit berichtete ich und traf auf völliges Unverständnis.