Ich habe in den letzten Wochen in den Medien mit verfolgt, wie IHR freitags für unser Klima auf die Straße geht, es retten wollt, euch der Erderwärmung entgegenstellt, dafür die Schule schwänzt. IHR, die Ihr noch Gänseblümchen im Mund habt, macht ganz schön auf euch aufmerksam. IHR, unsere Hoffnungsträger, die begriffen haben, dass wir unsere Erde nicht weiter ausbeuten dürfen, zieht laut in die Welt.
Als ich zum ersten Mal von euch hörte, war ich hin und her gerissen zwischen GANZ SCHÖN MUTIG und GANZ SCHÖN FRECH, EINFACH DIE SCHULE ZU SCHWÄNZEN. Jetzt denke ich VIELLEICHT IST DAS DER WEG, MENSCHEN AUFZURÜTTELN. Was hat euch bewogen, dieses Thema aufzugreifen? Seht IHR tiefer als die Erwachsenen, die in der Alltagsmühle feststecken und fleißig unseren Planeten langsam aber permanent in die Knie zwingen?
Gefühle machten sich in mir bemerkbar, als ich von EUCH hörte. Tauchten aus den Tiefen meines Unterbewusstseins, aus der Vergessenheit auf und verankerten sich im HIER und JETZT, in meinem Oberbewusstsein. Ich sah mich auf Demonstrationen, damals, in den 80ern. Ich war kaum älter als IHR jetzt. Damals, als wir ein massives Waldsterben hatten. Als die Pole zu schmelzen begannen. Als bekannt wurde, dass unsere Müllberge ins Unendliche wachsen würden. Als jeder mindestens einen Pelzmantel sein Eigen nennen wollte, dafür Tiere unsinnig sterben mussten. Als BSE ausbrach. Als Massentierhaltung groß wurde. Als Ozonlöcher auftauchten. Ich war überall dabei. Demonstrierte. Glaubte an eine bessere Zukunft, wenn man dafür kämpfte. Lebte als junger Idealist das vor, für was ich stand und hoffte, Menschenmassen in eine sauberere und gerechtere Welt begleiten zu können. Wurde extrem angefeindet und nicht verstanden für meine Überzeugung. Wurde als Vegetarier verlacht und auf die Schippe genommen. Bekam permanent Tritte in den Hintern.
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“ Weisheit der Cree-Indianer.
Dieser Satz war der Leitsatz für mein junges Leben. Die Indianer waren meine Vorbilder, gingen achtsam mit Natur und Tier um. Die weißen Menschen können das nicht, soviel hatte ich sehr früh begriffen. Ich litt für unsere kranke Natur, unsere trüben Gewässer, unsere gequälten Tiere. Doch irgendwann ging dieser Leitsatz in meiner Resignation unter. Ich hatte das Gefühl, gegen Wände anzurennen, ohne etwas bewirken zu können. Ich zog mich in mich zurück. Ich wurde, wenn nicht ein Mitläufer des heutigen Lebensstils, so auf alle Fälle ein Untertaucher im großen Menschenbrei derer, die sich an der Erde und ihren Bewohnern vergingen und vergaß, für was ich als junger Mensch gekämpft hatte.
Knappe 35 Jahre später taucht IHR auf. Geht auf die Straße, als hätte es Demonstrationen für die Umwelt vor euch nicht gegeben. Weckt Erinnerungen in mir an damals, an leidenschaftliche Kämpfe. Ich bedanke mich bei euch, dass IHR mich aus meinem Tiefschlaf gerissen habt.
Was damals war, war wohl einfach zu leise, kam zum falschen Zeitpunkt. IHR seid vielleicht die Großen, die das Schiff, das auf den Abgrund zusteuert, wenden könnt. Ich glaube an euch. Kämpft für eure und unsere Zukunft.
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