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Die Winterrose

Die Natur ist immer für Überraschungen gut. Sie ist ein Quell unserer Inspirationen und wir sollten uns mit offenen Augen und Ohren durch Wald und Flur bewegen, Landschaften auf uns wirken und uns von Pflanzen verzaubern lassen. Sie haben viel zu erzählen, Vergangenes und Zukünftiges, und alles was wir tun müssen, ist uns auf sie einzulassen.

 

Haben Sie schon einmal eine Winterrose, eine Februarblüherin gesehen? Inmitten eines winterschlafenden Gartens? Sie sagen, das gibt es doch gar nicht? Sie schütteln energisch den Kopf, weil Sie so etwas Schönes in dieser Jahreszeit noch nie gesehen haben? Ich sage Ihnen: Doch, das gibt es.

 

Neulich besuchte ich meine Eltern. Ganz genau am 18.Februar. Sonntags. Die vergangene Nacht war eiskalt gewesen. Nun schien die Sonntagssonne versöhnlich warm. Viel zu warm für diese Jahreszeit. Sie bestrahlte mit ihrer Kraft Schneeglöckchen und erste gelbe Krokusse. Narzissen streckten ihre spitzen Blätter Richtung Himmel. Während ich mich über diese Vorfrühlingsboten freute, blieb plötzlich mein Blick an einem Rosenstrauch hängen, der eine blühende Rose trug. Eine Februarrose, an deren Blütenblättern Tautropfen in den Sonnenstrahlen glitzerten. Gebannt von so viel Schönheit in dieser doch noch eher tristen Landschaft betrachtete ich sie eine Zeit lang. Hellrote Blüte. Dunkelgrüne leicht gezackte Blätter, die ein wenig rostig waren. Gemalt im Sommer. Erblüht im Winter. In der Kälte des Februars.

 

Wie oft kommt es vor, dass die Natur mit solchen jahreszeitbedingt seltenen Maskierungen aufwartet? Ist es wirklich nur die Natur, die eine Winterrose hervorbrachte? In Farben, die für den Februar ungewöhnlich sind? Oder waren hier andere Kräfte am Werk? Trolle? Zwerge? Feen?

 

Kaum darüber nachgedacht, wurde ich aktiv. Krea(c)tiv.

 

Wenn eine Rose im tiefsten Winter blüht, ist Magie im Spiel. Oder halten Naturgeister ihre Zauberhände über der eigentlich noch Schlafenden. Ist diese Februarrose vielleicht selbst magisch? Oder tut sich unter ihren Wurzeln das Tor zu einer anderen Welt auf?

 

Ich habe mich, nachdem ich bei meinen Eltern ein gutes Essen genoss, an meinen Kreativplatz gesetzt und mich an einem Akrostichon versucht.

 

 

FEBRUARROSE

 

F ebruarrose ist erwacht. Ich höre SEIN Rufen.

 

E lfenzauberspiegel weisen mir den Weg.

 

B ehüterinnen der Pflanzen, mit

 

R osenroten Wangen, moosgrünem Haar. Zeigen zu IHM.

 

U raltmagie in Rosenwurzeln verborgen, wird stark. Mein Verlangen ist groß. Die

 

A nderswelt kann betreten werden. Doch wie? Ein tiefer

 

R iss in meiner winterblassen Haut durch einen spitzen Dorn lässt

 

R otes warmes Blut tropfen. Bildet eine kleine Lache. Der

 

O stwind bringt sie zum Gefrieren. Das Tor ist nun offen.

 

S chneeflocken verdecken den Bluteingang, nur sichtbar für mich. Der

 

E intritt ist frei für die Unendlichkeit.

 

 

Dieses Akrostichon könnte als Gerüst für eine Mysterygeschichte stehen.

 

Probieren Sie es doch gleich selbst einmal. Suchen Sie nach einer neuen Inspiration:

 

  • Begeben Sie sich in die Natur.
  • Wenn Sie umgeben von Pflanzen sind, atmen Sie ein paarmal tief durch.
    Saugen Sie die würzige Luft ein.
  • Versuchen Sie, an nichts zu denken.
  • Lassen Sie Ihr Umfeld auf sich wirken.
  • Nach kurzer Zeit stellt sich ein Impuls bei Ihnen ein.
    Sie werden auf etwas aufmerksam, das Sie tief berührt, das kann eine Pflanze sein, ein Käfer, eine Schnecke, eine halbangefaulte Frucht.
  • Notieren Sie die Benennung dieses Etwas in Großbuchstaben vertikal auf ein leeres Blatt Papier.
    Jeder Buchstabe bildet dabei den Anfangsbuchstaben einer neuen Gedichtzeile.
  • Schreiben Sie nun Ihr Akrostichon.

Viel Spaß beim Dichten und Reimen.